Gewickelter Feminismus

Die 3. Berlin Biennale in den Kunst-Werken zeigt vor allem Unbekanntes Berlin - Wenn man einen Wickelrock "Feministische Forderungen sind tragbar" nennt und ihn, wie es die Künstlergruppe "Room of one's own" macht, als Kunst-Merchandising für 35
Euro verkauft, hat das Witz.
Genau den Witz, den man an anderer Stelle bei der 3. Berlin Biennale schmerzlich vermisst.
Unter schwammigen Standard-Schlagworten wie "Urbane Konditionen" und "Migration" fasst die diesmalige Chefin der Kunstschau, Ute Meta Bauer, 45, die einzelnen Exponate zusammen.
Die Stuttgarterin, die in Hamburg visuelle Kommunikation studiert hat, ist seit 1996 Professorin an der Kunstakademie Wien, 2002 wurde sie Gründungsdirektorin des Office for Contemporary Art Norway und
Co-Kuratorin der Documenta 11. An drei verschiedenen Ausstellungsorten - im Haus der Kunst-Werke, im Martin-Gropius-Bau und im Kino Arsenal - lässt sie ab kommenden Sonnabend die Arbeiten zeigen.
"Wir wollen das Rad nicht neu erfinden. Wir konzentrieren uns auf den Standort Berlin und seine vielfältigen Diskurse", umreißt Meta Bauer das Programm. Ein neues Spielbein hat sich die Biennale durch die Kooperation mit dem Arsenal am Potsdamer Platz geschaffen. Schwerpunkt ist hier das "andere Kino" - ein Begriff aus den 60er-Jahren, der für politisch oppositionelles und ästhetisch experimentelles Kino stand.Fast 50 Künstler konnte Meta Bauer versammeln, rund die Hälfte davon lebt und arbeitet in Berlin, darunter Isaac Julien, Ulrike Ottinger und Thomas Struth. Das war es dann auch schon fast mit bekannten Namen.

Ihre Spurensuche führt sie jenseits der ausgetretenen Kunstpfade - es soll eine Biennale der Entdeckungen werden. Trotz knapper Kasse wurden immerhin 40 Prozent der Beiträge extra für die Biennale produziert und adaptiert. Darunter auch die Luxuseinkaufsbeutel von "Fabrics Interseason" (65 Euro) aus Satin mit Skai-Lederboden und die Werke der Geruchskünstlerin Sissel Tolaas. Sie verkauft
ihren "flüssigen Berlingeruch" mit dem Namen "Without Borders NOSEAWE" im
handgemachten Flakon in 100er-Auflage für 220 Euro.

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DIE WELT
Welt am Sonntag

dkArtikel erschienen am 8. Feb 2004
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